"Wohl habe ich in meinem Leben viele Streitigkeiten zwischen Ross und Reiter gesehen. Doch sah ich kaum einen Fall, in welchem das Ross im Unrecht gewesen wäre"
(Herzog von Vendome)
So alt dieser Satz auch ist, so treffend beschreibt er doch unsere Arbeit mit den Pferden. Kein Pferd kommt bockig, faul, hektisch, steif oder undurchlässig auf die Welt. Es liegt in unseren Händen, unseren Pferden eine gute, gesunderhaltende Gymnastizierung zukommen zu lassen und es liegt an uns, unsere Pferde so zu behandeln, dass ihre Seele keinen Schaden nimmt.
Stets bin ich bemüht, meine Arbeit mit den Pferden und mit meinen Reitschülern zu verbessern um die perfekte Harmonie zwischen Reiter und Pferd zu erreichen. Das bedeutet aber auch, einmal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Sich weiter zu entwickeln. Neues zuzulassen, neues anzunehmen und sich von den unzähligen "Reitmeistern" das Beste für einen selbst heraus zu picken. Dies war und ist ein jahrelanger Prozess.
Ich möchte nicht in möglichst kurzer Zeit ein Pferd "formen", das möglichst spektakulär über die Bahn fegt, unbeachtet seiner physischen oder psychischen Voraussetzungen. Doch leider sieht man dies heute immer noch: Junge Pferde in absoluter Aufrichtung, verspannt, undurchlässig und überfordert. Das ist nicht mein Ziel!
Das Ziel meiner Arbeit besteht darin, die Pferde nach ihren Möglichkeiten auszubilden, zu fördern und zu gymnastizieren.
Und es sollte auch Ziel eines jeden Reiters sein, ein Pferd so auszubilden, das es dadurch bis ins hohe Alter gesund erhalten wird. Der Weg eines freudig mitarbeitenden und losgelassenen Pferdes beginnt in der Bodenarbeit und endet unter dem Sattel. Die Skala der Ausbildung muss erarbeitet werden, damit Harmonie und Leichtigkeit in jeder Ausbildungsstufe erreicht werden und Pferd und Reiter eine Einheit werden können. Ich kann z. B. ein Pferd an der Longe wild um mich herum zentrifugieren, aber ich werde nie damit erreichen, dass sich die notwendige Muskulatur bildet oder geschweige denn, dass diese Arbeit von irgendeinem Nutzen für das Pferd ist, ganz gleich, wieviele Hilfszügel ich einschnalle.
Systematischer Aufbau von Übungen und Lektionen fördern den Muskelaufbau. Ganz gleich ob an der Longe oder unter dem Sattel. Wir sollten uns immer vor Augen halten, dass das Pferd nicht dazu geboren wurde, Reitergewicht zu tragen. Wir tragen die Verantwortung, ihm die Behandlung zukommen zu lassen, die es gesund erhält. Biomechanische Abläufe sind bekannt und haben sich nicht verändert. Der Muskelaufbau eines Pferdes lässt sich nicht beschleunigen. Ein Muskel wächst nur im Millimeterbereich. Das ist ein Naturgesetz und es wird sich auch nicht durch die vielen selbsternannten Pferdeflüsterer oder Pferdeprofis, die frisch geföhnt durchs Fernsehen hüpfen, ändern! Denn es sagte schon General a.D. Horst Niemack: "Es gibt nichts Neues zu erfinden, nur Bewährtes zu bewahren"
Und zum Schluss noch ein Zitat eines "alten Meisters", dessen Arbeit ich sehr verehre:
"Ein Pferd ausbilden heisst vor allem zu fühlen und sich zu zwingen, nachdem man gefühlt hat, zu helfen und nicht zu zwingen" Nuno Olivera (1925-1989)